Das Markenzeichen von Newton Faulkner sind seine roten Dreadlocks, die er niemals abschneiden möchte (Foto: Public Address) Das Markenzeichen von Newton Faulkner sind seine roten Dreadlocks, die er niemals abschneiden möchte (Foto: Public Address)
Gitarren-Genie mit roten Dreads

Newton Faulkner im Porträt

Auf den ersten Blick wirkt Newton Faulkner, der Singer/Songwriter mit der Akustik-Gitarre und seinem auffälligen Markenzeichen, den roten Dreadlocks, eher wie ein Straßenmusiker als ein Stadion-füllendes Gitarren-Genie. Wie hat der 27-jährige Brite das geschafft? Newton kann sich seinen großen Erfolg auch nicht recht erklären: "Ich weiß es nicht. Ich mache einfach gerne Musik und neige dazu, nichts überzuanalysieren. Ich versuche, einfach immer besser in dem zu werden, was ich tue."



Newton ist trotz seines musikalischen Durchbruchs bescheiden geblieben. Hört und sieht man den Diplom-Absolventen der Academy of Contemporary Music in Guildford mit seiner speziellen Zupf- und Klopf-Technik Gitarre spielen, wird jedoch schnell klar, dass man gerade Zeuge der Darbietung eines Ausnahmetalentes geworden ist. Neben der akustischen Gitarre beherrscht Newton diverse andere Instrumente: Klavier, E-Gitarre, Bass, Schlagzeug und sogar die 17-seitige, traditionelle chinesische Zither. Sie ist beim Song "Long Shot" auf seinem neuen Album zu hören und klingt wie eine Harfe.

Newton Faulkner - Bohemian Rhapsody - T in the Park 2010 (HQ) Newton Faulkner - Bohemian Rhapsody Live at T in the Park 2010 How one man and a guitar can get that response from a crowd is beyond me. Newton Faulkner - Bohemian Rhapsody - T in the Park 2010 (HQ)

Newton Faulkner - Bohemian Rhapsody (T in the Park 2010)

Youtube | Datenschutzhinweis


Metallplatte im Handgelenk

Sein erstes Album "Hand Built by Robots" aus dem Jahr 2007 war sowohl für Newton selbst als auch für seine Plattenfirma ein Überraschungshit. Doch dann ereignete sich ein Unfall, der seine junge Karriere fast beendete und ihn zum Titel seines zweiten Albums "Rebuilt By Humans" inspirierte. Er rutschte aus und fiel auf seine Hand. Ärzte mussten sein gebrochenes Handgelenk operativ wieder zusammenschrauben. Die Metallplatte, die sie dem Musiker einsetzten, befindet sich immer noch in seinem Handgelenk. Dieser herbe Rückschlag motivierte den ehrgeizigen Künstler, noch mehr an sich und seiner Finger-Technik zu arbeiten.

"'Crunk' wäre als Name perfekt gewesen."

Die Wurzeln seines Stils, die Gitarre auch zu trommeln und zu zupfen, liegen im Flamenco und im klassischem Gitarrenspiel. "Die einfachste Art, meinen Stil zu beschreiben ist ’Beatboxing’. Es geht darum, so viel Geräusche wie möglich mit einem Instrument anstelle der Stimme zu machen. Ich versuche, die Basslinie, die Melodie und den Drumpart mit einem Instrument gleichzeitig zu erzeugen." Diese spezielle, noch namenlose Technik lässt sich nur auf Akustik-Instrumenten umsetzen. Newton versucht, sein Vorgehen mit "experimental percussive acoustic guitar" zu umschreiben und bedauert gleichzeitig: "Ich wünschte, 'Crunk' wäre noch nicht belegt. 'Crunk' wäre als Name perfekt gewesen." Leider beschreibt der Name 'Crunk' bereits ein aggressives HipHop-Subgenre.

"Write It On Your Skin"

Sein aktuelles Album "Write It On Your Skin" ist sein bisher schnellstes. Newtons Fanbasis feiert es seit dem Erscheinen im Juli frenetisch ab. Die Aufnahmen zum Longplayer fanden teilweise im Haus des Künstlers statt, welches er übrigens nie ohne Gitarre verlässt. Auch in Los Angeles und im schwimmenden Aufnahmestudio-Boot "The Light Ship 95" in London fanden Recordings statt. Bewusst wollte er sein drittes Werk abgrenzen und wählte deswegen mit "Write It On Your Skin" einen organischeren Titel als bei den Vorgängern.

Verlust eines Freundes und Förderers

Der Tod seines Entdeckers und Lehrers Eric Roche im Jahr 2005, der ein leidenschaftlicher Förderer und guter Freund von ihm war, traf den sympathischen Engländer hart: "Seit seinem Tod pushe ich mich noch mehr, meine Fähigkeiten zu verbessern, denn ich möchte Eric und seinen Stil mit meinem Gitarren-Spiel musikalisch lebendig halten." Seine Familie ist für den Vater eines einjährigen Kindes extrem wichtig: Sein älterer Bruder Toby, mit dem Newton auch musiziert, ist immer auf den Reisen dabei, genau wie seine Schwester, die ihn von Beginn seiner Karriere an managt.

Newton spielt jeden Tag Gitarre, beim Soundcheck, bei Konzerten und TV-Auftritten. Jetzt erkennt er, dass es schon längere Zeit her ist, dass er es einfach zum Vergnügen tat: "Ich vermisse es, nur für mich zu spielen. Ich muss diese Zeit zukünftig in meinen Tagesablauf einplanen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal einfach so ohne Grund nur für mich gespielt habe. Es ist wirklich eine Schande, denn so hat alles angefangen."

[Jan van Hamme]

crunkGuildfordmusikergitarresongwritersongschreiberliedermacherNewton Faulknerinterviewporträtfeature