Über die Website erhalten die Mitmachenden nicht nur Rückmeldung zu ihrem Videospielverhalten im Vergleich zu den übrigen Studienteilnehmenden: Mit ihrer Teilnahme unmterstützen sie auch eine der bisher größten Untersuchungen zur Computerspielsucht nach WHO-Definition unterstützen. Die Forschergruppe plant die bislang größte Untersuchung zur Computerspielsucht mit möglichst Tausenden von Teilnehmern. Die Forschenden hoffen zu verstehen, an welchem Punkt Computerspielen zum (gesundheitlichen) Problem wird, und welche Faktoren zum Entstehen der "Gaming Disorder" beitragen. Untersucht werden zum Beispiel soziodemographische Merkmale, die individuelle Persönlichkeit und Motivation der Gamer. Hier geht es zur wissenschaftlichen Veröffentlichung.
Wer sein Gaming-Verhalten nicht mehr kontrollieren kann, dem Computerspiel Priorität gegenüber anderen Aktivitäten einräumt und an diesem Verhalten trotz negativer Konsequenzen nichts ändert, könnte gemäß WHO-Definition unter Computerspielsucht leiden. Laut WHO kann jedoch erst von Computerspielsucht ausgegangen werden, wenn Betroffene dieses Verhaltensmuster über mindestens 12 Monate zeigen und es zu schweren Beeinträchtigungen des Familienlebens, der Ausbildung oder etwa der Arbeitsleistung kommt.
Der nun vorgestellte Online-Fragebogen orientiert sich an den Kriterien der WHO und erfasst Gaming-Aktivitäten der vergangenen zwölf Monate bis zum Tag der Erhebung auf einer Skala von eins bis fünf. Dabei steht 1 für die Selbsteinschätzung "nie" und 5 bedeutet "sehr oft". Ziel des psychometrischen Instruments ist weniger die Diagnose als die Erforschung von Auswirkungen des exzessiven Spielens. Die Studienteilnehmer erfahren lediglich, ob ihre Ergebnisse im Vergleich mit allen Probanden eine Tendenz zur "Gaming Disorder" aufweisen.
Anhand einer Stichprobe aus mehr als 550 jungen Menschen haben die Forschenden ihren neuen "Gaming Disorder Test" bereits überprüft. Die Stichprobe umfasste 236 junge Chinesen, die an einer Universität in Beijing studierten, sowie 324 britische Studierende. Das Durchschnittsalter betrug 23 Jahre. "Exzessives Videospielen ist schon heute ein ernst zu nehmendes Gesundheitsrisiko in asiatischen Ländern und ein aufkommendes Problem in Europa. Um große, internationale Studien durchführen zu können, haben wir das neue Instrument kulturübergreifend konzipiert und in China sowie Großbritannien getestet", sagt der Wissenschaftler Christian Montag, Heisenberg-Professor sowie Leiter der Abteilung für Molekulare Psychologie an der Universität Ulm.
[PA]