Etwa ein Viertel der angehenden Lehrer leidet bereits vor dem Berufsstart unter Burnout-Symptomen (Foto: Adrian Swancar/unsplash.com) Etwa ein Viertel der angehenden Lehrer leidet bereits vor dem Berufsstart unter Burnout-Symptomen (Foto: Adrian Swancar/unsplash.com)
Studie

Burnout-Symptome bei angehenden Lehrern

Dass man ein Burnout mitten im Berufsleben erleben kann, ist bekannt. Ein Burnout noch vor dem Berufsleben halten die meisten Menschen wohl für selten – was jedoch nicht stimmt. Insbesondere beim Lehrernachwuchs, wie Forschende der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) in einer Studie darlegen: Knapp ein Viertel der angehenden Lehrerinnen und Lehrer leidet unter Burnout-Symptomen.

Ihre Burnout-Symptome entwickel sich in der Regel im Referendariat, das die künftigen Lehrerinnen und Lehrer nach ihrem Studium absolvieren. Darin werden sie auf ihr Berufsleben vorbereitet. Dies ist jedoch für die Referendarinnen und Referendare zumeist eine große Herausforderung, erklärt einer der Studienautoren. Sie müssen den eigenen Unterricht durchführen, Leistungen bewerten, mit dem Kollegium sowie den Eltern der Schülerinnen und Schülern interagieren und zusätzlich ihrer theoretische Ausbildung im Rahmen des zweiten Staatsexamens weiter nachgehen. Geraten die künftigen Lehrer zudem an unmotivierte Betreuer innerhalb der Schule, kann das mögliche psychische Probleme verstärken.
 


Dies alles führt dazu, dass bereits vor dem eigentlichen Start ins Berufsleben etwa ein Viertel der Lehramtsanwärter unter Burnout-Symptomen, also emotionaler Erschöpfung, Zynismus und Leistungsmangel, leidet. Diese Symptome gehen laut dem Studienautor wiederum mit Einbußen im allgemeinen Wohlbefinden und der körperlichen Gesundheit einher.

In der Studie zeigte sich das Problem, dass unter den Burnout-Symptomen nicht nur die Lehrenden, sondern auch die Schülerinnen und Schüler leiden. Denn sie werden von den Betroffenen mit weniger Engagement unterrichtet. In vielen Bundesländern herrscht überdies ein akuter Lehrermangel. Dieser könnte durch das Burnout-Problem verschärft werden. Fast ein Drittel der Betroffenen verlässt bereits in den ersten fünf Jahren wieder die Schule.

Was kann helfen? Das versuchten die Forscher der MLU in zwei Teilstudien herauszufinden. Die Antwort lautet Selbstmitgefühl. Dazu gehört zum Beispiel die Fähigkeit, auf belastende Ereignisse sich selbst gegenüber verständnisvoll und nicht zu selbstkritisch zu reagieren. Die Studien mit den 130 Referendarinnen und Referendaren aus Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen zeigte jedoch nicht nur, dass Personen mit einem höheren Selbstmitgefühl weniger von Burnout-Symptomen betroffen waren. In der zweiten Teilstudie gaben jene Menschen sogar an, souveräner auf typische Problem-Situationen in der Schule zu reagieren und dass sie den Problemen sogar etwas Positives abgewinnen konnten.
 


Laut den Forschern hilft es außerdem, sich in Problem-Situationen emotionale Unterstützung durch Dritte zu holen und der möglichen Stressquelle durch aktives Planen zu begegnen. Deswegen empfiehlt das Forscherteam, bereits während des Referendariats Trainingseinheiten oder Kurse anzubieten, die das Selbstmitgefühl steigern. Für andere Berufskontexte sei die Wirksamkeit solcher Kurse bereits erwiesen - für Lehrerinnen und Lehrer müsse es in einer Folgestudien noch belegt werden.

[PA]

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