Dr. Karin Anderson lebt im US-Bundesstaat Maine. Sie ist Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie und hat eine Zusatzausbildung für psychotherapeutische Medizin.
Die Scoolz-Userin fragt:
"Hallo, ich habe seit längerer Zeit ein ziemlich großes Problem: Seit 2 Jahren leide ich an Magersucht. Ich weiß nicht, was der Auslöser dafür war oder wie alles anfing, aber nach einer Weile war ich (das weiß ich selbst) viel zu dünn. Da es mir aber körperlich immer gut ging, ich immer motiviert war und auch nie Schwächeanfälle oder ähnliches hatte, konnte ich immer alles gut abstreiten und verstecken. Die einzige, die sich wirklich Sorgen gemacht hat, war meine Mutter. Meiner Meinung nach hat sie aber an der falschen Ecke angesetzt, mir helfen zu wollen: Sie hat mich gezwungen zu essen, anstatt zu erkennen, dass der Grund in der Psyche liegt und der Körper nur das Ventil ist. Einfach essen - das macht ja nichts besser, das war nur Folter. Außerdem musste ich mich täglich vor ihr wiegen.
Verständlicherweise war das für mich die schlimmste Zeit überhaupt und gebracht hat das alles gar nichts. Über den Herbst und Winter nahm ich dann allerdings wieder zu und hatte Normalgewicht. Meine Mutter war der Meinung, jetzt sei alles gut. Eigentlich war aber nichts gut und ich stecke nach wie vor da drin und bin schon wieder dabei, abzunehmen. Meine Freunde sowie auch meine Mutter bemerken das. Ich glaube nicht, dass ich es noch länger verstecken kann. Genauer genommen bin ich sogar gewillt, Hilfe in Anspruch zu nehmen, allerdings weiß ich nicht, an wen ich mich wenden soll: Meine Mutter meint, am besten Bescheid zu wissen, aber eigentlich weiß sie nichts. Von ihr möchte ich mir nicht noch einmal 'helfen' lassen. Außerdem würde sie nicht auf die Idee kommen, mit mir professionelle Hilfe anzunehmen, da sie dafür gar nicht der Typ ist, sie ist da eher simpel. Weiterhin habe ich das Gefühl, meine Freunde nehmen das Thema nicht ernst und außerdem wissen die sich doch auch keinen Rat. Von alleine irgendwas auf die Beine zu stellen und vielleicht zu einer Beratungsstelle zu gehen, kommt mir natürlich gar nicht erst in den Sinn. Mein Vater ist viel zu beschäftigt und ebenfalls uninformiert. Und ich denke, ich bin unfähig, meine Gedanken in Worte zu formen und ihnen alles zu erklären. Was denkt ihr dazu? Und was kann ich machen?"
Dr. Karin Anderson:
"Hallo,
Du bist dabei, in eine schwere seelische und körperliche Krankheit abzugleiten! Noch kannst Du umdenken und Dir Sorgen machen, dass Du am Beginn einer Magersucht stehst. Wenn du aber nicht bald in eine fachgerechte Behandlung gehst, verändert sich mit dem Fortschreiten der Anorexie auch Deine Körperwahrnehmung bis zu dem Punkt, dass Du Dich noch dann als zu dick erlebst, obwohl Du bereits vollkommen abgemagert bist.
Du brauchst unbedingt Hilfe und du hast Recht, Deine Mutter, so besorgt sie auch ist und soviel Mühe sie sich auch macht, kann diese Hilfe nicht leisten. Das kann nur ein Arzt oder Therapeut, der entsprechend geschult ist. Ein Tagebuch kann zwar eine gute Unterstützung sein, reicht aber allein ganz sicher nicht aus. Eine Gesprächsgruppe hilft nur dann, wenn sie von einer Therapeutin oder einem Therapeuten geleitet wird, eine reine Selbsthilfegruppe ohne fachliche Leitung bietet Dir nicht den nötigen Schutzraum bei einem so schwierigen Problem. Deine Mutter macht sich doch Sorgen um Dich, sie will Dir doch helfen und hat ihr Bestes versucht, daher bin ich sicher, dass Du ihr klarmachen kannst, dass Du therapeutische Hilfe brauchst. Am besten wäre es, wenn Du gemeinsam mit ihr einen Termin bei Deinem Hausarzt abmachst. Der Arzt oder die Ärztin kann ihr sicher auch besser klarmachen, dass eine Anorexie eine Krankheit ist, die eine darauf spezialisierte Behandlung braucht.
LG, Dr. Karin Anderson"
[TK]
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