Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, einen Freiwilligendienst zu absolvieren (Foto: Monkey Business Images/Shutterstock.com) Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, einen Freiwilligendienst zu absolvieren (Foto: Monkey Business Images/Shutterstock.com)
Gap Year

Finde den passenden Freiwilligendienst für dich

Du brauchst nach dem Abitur eine Auszeit? Ein Freiwilligendienst ist genau das Richtige, wenn du keine Lust mehr aufs Lernen hast. Dabei hast du mehr Auswahlmöglichkeiten als nur das allseits bekannte Freiwillige Soziale Jahr. Pointer stellt dir verschiedene Varianten des Freiwilligendienstes vor, damit du den richtigen für dich findest.

1. Freiwilliges Soziales Jahr

Wenn es um Freiwilligendienst geht, denken viele an das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ). Diesen klassischen Freiwilligendienst kannst du beispielsweise in sozialen Einrichtungen, wie Kindertagesstätten, Pflegeeinrichtungen oder Altenheimen absolvieren. Es gibt beim FSJ aber auch andere Fachgebiete. Sehr beliebt ist etwa ein FSJ im Bereich Sport. Dabei hilfst du in Sportvereinen oder Schulen mit und kannst Sportkurse geben. Oft erwirbst du im Rahmen des Freiwilligendienstes zudem einen Trainerschein. Auch im Bereich Kultur gibt es vielfältige Angebote. Du hast die Chance, dein FSJ in Museen, Jugendkulturzentren, Musikschulen oder Theatern zu machen. Vielleicht ist auch eher das FSJ Politik/Demokratie etwas für dich. Dabei wirst du zum Beispiel in politischen Stiftungen, in Kommunalverbänden oder Menschenrechtsorganisationen eingesetzt. Wenn du dich für ein Lehramtsstudium interessierst, ist ein FSJ an einer Schule sinnvoll. So lernst du den Alltag der Lehrer kennen und testest, ob dieser Beruf der richtige für dich sein könnte. Bei diesem FSJ unterstützt du die Lehrer bei ihrem Unterricht und betreust Angebote wie die Ganztags- und Hausaufgabenbetreuung.
 


Teilnahmevoraussetzungen und Bewerbung
Die Teilnahmevoraussetzungen für ein FSJ sind überschaubar. Du musst zwischen 16 und 26 Jahre alt und deine Vollzeitschulpflicht erfüllt haben. Diese beträgt in der Regel zehn, am Gymnasium neun Schuljahre. Die Einsatzdauer beträgt bei einem FSJ meist 12 Monate. Wenn du in dieser Zeit einen Ausbildungs- oder Studienplatz bekommst, hast du die Möglichkeit, dein FSJ vorzeitig zu kündigen. Ein FSJ beginnt in der Regel jedes Jahr am 1. August oder am 1. September. Das heißt, je früher im Jahr du dich bewirbst, desto größer sind deine Chancen auf deine Wunschstelle. Eine generelle Bewerbungsfrist gibt es nicht, aber wenn bei einer Stelle alle Plätze vergeben sind, musst du es woanders versuchen.

Arbeitszeit und Vergütung
Bei einem FSJ bist du in Vollzeit beschäftigt und hast in den meisten Fällen eine Wochenarbeitszeit von 39 Stunden pro Woche. Im Bereich Pflege kann es sein, dass du im Schichtdienst arbeitest. In Sportvereinen und im Bereich Kultur sind Wochenenddienste wahrscheinlich. Bei einem 12-monatigen FSJ hast du ausgehend von einer Fünf-Tage-Woche einen Urlaubsanspruch von 26 Tagen. Für deine Tätigkeit bei einem FSJ erhältst du keinen Lohn. Es handelt sich dabei schließlich um einen Freiwilligendienst. Dennoch bekommst du ein monatliches Taschengeld als eine Art Aufwandsentschädigung und eine Verpflegungsgeldpauschale. Die Höhe des Taschengeldes variiert dabei je nach Einsatzstelle. Zusätzlich hast du durch das FSJ weiterhin Anspruch auf Kindergeld. Du bist während des gesamten FSJ kranken-, pflege-, renten- und unfallversichert ohne selber etwas dafür zahlen zu müssen.
 


Begleitung durch Seminare
Das FSJ wird von regelmäßig stattfindenden Seminaren begleitet. Vorgeschrieben sind 25 Seminartage, die als reguläre Arbeitszeit zählen. Bei diesen Einheiten sollen die Freiwilligen ihre Arbeit in der Einrichtung reflektieren und theoretische Kenntnisse erlernen, die sie in der alltäglichen Arbeit anwenden können. Im Rahmen dieser Seminare lernst du andere Freiwillige kennen, die ihr FSJ im gleichen Bereich absolvieren wie du. Nach Abschluss des FSJ erhältst du eine Bescheinigung und kannst den Freiwilligendienst bei einigen Studiengängen als Vorpraktikum oder Wartezeit anrechnen lassen.

2. Freiwilliges Ökologisches Jahr

Eine andere Art des Freiwilligendienstes ist das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ). Dieser Freiwilligendienst kommt für dich in Frage, wenn du dich aktiv für den Natur- und Umweltschutz einsetzen möchtest. In diesem Bereich hast du die Möglichkeit, dein FSJ in Forst- oder Naturschutzbehörden, Umweltverbänden, Bildungszentren oder Naturschutzstationen zu absolvieren. Dabei unterstützt du die Mitarbeiter bei ihren Tätigkeiten und hast in dieser Zeit auch oft die Chance, ein eigenes Projekt zu realisieren. Du profitierst auch nach deinem FÖJ von den gewonnenen Kenntnissen und Fähigkeiten und kannst diese an andere Interessierte weitergeben. Die Teilnahmevoraussetzungen, die Arbeitszeit und Vergütung sind identisch zum Freiwilligen Sozialen Jahr.
 


3. Bundesfreiwilligendienst

Der Bundesfreiwilligendienst (BFD) unterscheidet sich nicht deutlich vom Freiwilligen Sozialen oder Ökologischen Jahr. Für die älteren Bewerber ist wichtig, dass der BFD auch über die Altersgrenze des FSJ von 26 Jahren hinweg absolviert werden kann. Im Gegensatz zum FSJ ist auch eine mehrfache Wiederholung des BFD nach jeweils fünf Jahren möglich. Ansonsten sind die Voraussetzungen und Abläufe der beiden Freiwilligendienste sehr ähnlich. Auch den BFD kannst du beispielsweise in Krankenhäusern, Museen und Einrichtungen für Sport und Umweltschutz absolvieren. Wenn du also in deiner Nähe keine Einsatzstelle für ein FSJ oder FÖJ findest, schau dich nach einem BFD um. Da der BFD als Ersatz für den früheren Zivildienst gilt, gibt es für den Bundesfreiwilligendienst in jeder Stadt und Gemeinde verfügbare Einsatzstellen.

4. Europäischer Freiwilligendienst

Du möchtest während deines Freiwilligendienstes ins Ausland? Der Europäische Freiwilligendienst (EFD) bietet dir diese Möglichkeit. Im Rahmen des EFD arbeitest du in einer sozialen Einrichtung im europäischen Ausland und unterstützt die Arbeitskräfte vor Ort. Dabei sind die Bereiche ähnlich wie beim FSJ und BFD. Du hast die Wahl zwischen verschiedenen Tätigkeiten in der Pflege, der Kinder- und Jugendarbeit, im Umweltschutz und kulturellen Einrichtungen. Das Land, in dem du den Freiwilligendienst absolvieren möchtest, darfst du dir aussuchen, wenn die Corona-Einschränkungen es erlauben. Die Pandemie kann aktuell die Möglichkeiten beeinflussen, internationale Freiwilligeneinsätze durchzuführen. Vor Corona kam jedes europäische Land einschließlich aller Nicht-EU-Staaten und einiger Nachbar- und Partnerländer in Frage. Der EFD ist Teil des EU-Programms "Jugend in Aktion" und wird hauptsächlich von Erasmus+ finanziert.
 


Teilnahmevoraussetzungen und Bewerbung
Auch beim EFD gibt es nur wenige Teilnahmevoraussetzungen. Du solltest lediglich zwischen 17 und 30 Jahre alt und an sozialen Tätigkeiten interessiert sein. Ein bestimmter Bildungsabschluss oder Sprachkenntnisse sind nicht notwendig. Auch ein bereits absolviertes FSJ, FÖJ oder ein vorangegangener BFD sind kein Problem für eine Teilnahme. Die Dauer des Einsatzes variiert zwischen zwei und 12 Monaten. Der EFD beginnt meist im September. Mindestens acht Monate vorher solltest du dir eine Entsendeorganisation suchen, die dich dann wiederum an ein passendes Projekt vermittelt. Es ist meist keine aufwändige Bewerbung notwendig: Du kontaktierst einfach verschiedene Organisationen und erhältst dann spezifische Informationen zum weiteren Vorgehen.

Finanzierung
Die Teilnahme am EFD ist kostenlos. Abgesehen von einem möglichen Anteil an deinen Reisekosten, übernimmt das Programm Erasmus+ alle anfallenden Kosten. Dazu gehören Kost und Logis, Visum und Impfungen, ein Sprachkurs und notwendige Versicherungen. Zusätzlich erhältst du ein monatliches Taschengeld, das je nach Land und Entsendeorganisation variiert. Während des EFD erhalten deine Eltern weiterhin Kindergeld.
 


Begleitung durch Seminare
Wie beim FSJ und BFD findet beim EFD eine Begleitung durch Seminare statt. Diese beginnt meistens bereits vor der Ausreise mit einem Vorbereitungskurs in Deutschland. Im Gastland angekommen, gibt es üblicherweise ein Einführungstraining sowie ein Zwischenseminar nach der Hälfte der Einsatzdauer. In Zeiten von Corona kann das abweichen. Bei Treffen lernst du andere Freiwillige kennen und entwickelst deine interkulturellen Kompetenzen weiter. In den meisten Fällen hast du sowohl in Deutschland als auch im Gastland einen Ansprechpartner, an den du dich bei Anliegen aller Art wenden kannst. Für die Zeit nach deinem EFD kann es ein Rückkehrseminar geben, bei dem du deine Erfahrungen gemeinsam mit anderen Freiwilligen reflektierst.

5. Weltwärts

Dir ist das europäische Ausland nicht weit genug weg? Dann kannst du mit dem Weltwärts-Programm in weiter entfernte Länder gehen. Dieser Freiwilligendienst findet in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) statt und setzt einen entwicklungspolitischen Schwerpunkt. Informiere dich über die aktuellen Entwicklungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie am besten auf der Homepage, denn die Corona-Pandemie beeinflusst aktuell die Möglichkeiten, internationale Freiwilligeneinsätze durchzuführen. Deine Einsatzgebiete sind klassischerweise sogenannte "Entwicklungsländer" wie Uganda, Indien oder Ecuador. Die vielgeäußerte Kritik an Weltwärts, dass Freiwillige keine qualifizierte Entwicklungshilfe leisten können, ist zutreffend, jedoch auch nicht der Schwerpunkt des Freiwilligendienstes. Weltwärts versteht sich als Lerndienst, der sowohl den Freiwilligen als auch den Menschen im Gastland interkulturellen Austausch ermöglicht.
 


Teilnahmevoraussetzungen
Um am Weltwärts-Programm teilnehmen zu können, musst du am Tag der Ausreise zwischen 18 und 28 Jahre alt und gesundheitlich geeignet sein. Eine weitere Voraussetzung ist ein Haupt- oder Realschulabschluss mit abgeschlossener Berufsausbildung, Fachhochschulreife oder die Allgemeine Hochschulreife. Außerdem brauchst du die deutsche Staatsbürgerschaft oder ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht. Das Programm setzt zudem Engagement und Interesse an anderen Kulturen voraus. Die Dauer des Freiwilligendienstes variiert zwischen sechs und 24 Monaten.

Kosten
75 Prozent der Ausgaben übernimmt das BMZ. Die restlichen 25 Prozent finanziert deine Entsendeorganisation. Für diesen Restbetrag unterstützt du die Organisation beim Sammeln von Spenden. Du musst weder für die Reisekosten, noch die Unterkunft und Verpflegung noch notwendige Impfungen aufkommen. Während deines Freiwilligendienstes erhältst du ein monatliches Taschengeld, dessen Höhe sich je nach Zielland unterscheidet. Das von weltwärts festgelegte Versicherungspaket umfasst eine Auslandskrankenversicherung, eine Haftpflicht-, Unfall- und Rücktransportversicherung. Die einzigen Kosten, für du selber aufkommen musst, sind Visagebühren und Ausgaben für das Auswahlverfahren.

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Die Autorin: Hannah Reuter
Die Autorin: Hannah Reuter

Die Autorin: Hannah Reuter

Hobbyköchin, Schoko-Junkie, Ordnungsfreak: In Hannover geboren und aufgewachsen, unternahm Hannah nach dem Abi eine Interrailreise quer durch Europa. Anschließend zog sie der Traum vom Journalismus in die Medienstadt Hamburg, wo sie seit 2018 Politikwissenschaft studiert. Sie liebt es zu reisen, erkundet momentan aber vor allem ihre Wahlheimat. Für Pointer schreibt Hannah über Themen rund ums Studium und den Uni-Alltag.