Ich selbst war auch schon ehrenamtlich in einem Verein tätig. Allerdings habe ich nie so richtig angepackt, um Bedürftigen vor Ort zu helfen. Daher bin ich froh, dass Mats mich als Pointer-Reporterin auf eine Tour mitnimmt und mir zeigt, wie die tägliche Arbeit bei der Hamburger Tafel aussieht.
Ehrenamt bei der Hamburger Tafel
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Die Hamburger Tafel sammelt Lebensmittelspenden von Supermärkten, die diese Waren sonst wegwerfen würden, und liefert sie an 26 Lebensmittel-Ausgabestellen und 65 weitere soziale und kirchliche Einrichtungen. Diese versorgen dann Bedürftige mit dem Essen. Die erste Überraschung für mich ist, in was für einem guten Zustand sich die Waren befinden. Von Gemüse über Teigwaren zu Dosen und Fertigprodukten: Ich würde jedes der Produkte ohne Nachzudenken essen und in diesem Zustand auch im Supermarkt kaufen. Genau das sei die Regel, an die sich die Tafel bei der Abholung der Lebensmittelspenden halte, sagt Mats. "Wir nehmen nur das, was wir selbst auch essen würden." Dass dabei so viele appetitanregende Produkte zusammenkommen würden, hätte ich nicht gedacht. Aber eigentlich kein Wunder: In Deutschland werden laut einer WWF-Studie jährlich rund 18 Millionen Tonnen an Nahrung weggeworfen. Das entspricht etwa einem Drittel der deutschlandweit produzierten Lebensmittel.
Die Tafel ist von ehrenamtlicher Mitarbeit abhängig. Derzeit helfen hier über 100 Freiwillige, die in Zweier-Teams mit einem der insgesamt zehn Lieferwagen durch die Stadt fahren. Sie fahren detailliert eingeteilte Routen ab, um Lebensmittel einzusammeln und diese später zu verteilen. Die Mitarbeiter gehen freundschaftlich, teils sogar familiär miteinander um. Sie haben oft regelmäßige Zeiten, an denen sie wöchentlich arbeiten, und feste Teams, die eingespielt sind.
Mats, seine Cousine Marlene Irrgang und ich übernehmen eine Nachmittags-Tour. Das heißt, wir packen bereits am Morgen die gesammelten Lebensmittel in den Lieferwagen und verteilen sie in der uns zugeteilten Tour an die Hilfseinrichtungen. Das Spannende auf der Fahrt sind für mich die vielen unterschiedlichen Hilfseinrichtungen, mit denen ich in kürzester Zeit in Berührung komme. Plötzlich sehe ich meine Stadt mit anderen Augen: Um die Ecke meines liebsten Waffelladens nehme ich zum ersten Mal bewusst die Obdachlosen wahr, die bei Hinz & Kunzt auf "unsere" Essensprodukte warten. In der Nebenstraße meines Stammkinos lerne ich engagierte Frauen kennen, die die gelieferten Waren für Frauen, die sich auf der Straße prostituieren, weiter verarbeiten. Mats und Marlene kennen die Menschen gut, die die Lebensmittel entgegennehmen. Sie fragen routiniert, welche Produkte benötigt werden, und achten dabei auch darauf, dass die Lebensmittel gerecht unter den Einrichtungen verteilt werden. Zwischendrin halten sie Small Talk über das Wetter oder die derzeitige Gefühlslage. Nach einem anstrengenden Tag geht Mats auch mal auf ein Getränk zum Plaudern in die Räume der Hilfseinrichtung hoch.
Ich bin vor allem beeindruckt, wie viel Engagement und Einsatz ich an diesem Tag erlebe. Ich sehe nicht nur Mats und Marlene, die wöchentlich mehrere Stunden opfern, um anderen zu helfen, sondern auch Leiter und Freiwillige der Hilfsorganisationen, welche die Lebensmittel für Bedürftige verarbeiten und an diese ausgeben. Gleichzeitig macht es mich auch traurig zu sehen, wie viele Menschen auf die Hilfe angewiesen sind. Die Anzahl der Menschen, die von der Hamburger Tafel versorgt werden, ist in den letzten zwei Jahren von 15.000 auf 20.000 gestiegen. Solange sich diese Zahlen nicht verbessern, ist es umso wichtiger, dass es Menschen wie Mats und die anderen ehrenamtlichen Mitarbeitenden bei der Hamburger Tafel gibt, die anpacken und Gutes tun.
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