An den Unis tut sich was: Statt super Abi weisen Studierende immer häufiger langjährige Beruferfahrung vor  (Foto: Rawpixel.com/Shutterstock.com) An den Unis tut sich was: Statt super Abi weisen Studierende immer häufiger langjährige Beruferfahrung vor (Foto: Rawpixel.com/Shutterstock.com)
Neue Studie

50.000 Studenten ohne Abitur

Hi Eltern, wir wollten euch nur kurz sagen: Ihr hattet Unrecht. Unrecht, als ihr immer gepredigt habt, man müsse unbedingt bombastische Noten haben, um studieren zu können und später Geld zu verdienen. Hättet uns ruhig mal länger auf der Houseparty lassen können. Denn eine neue Studie des "Centrum für Hochschulentwicklung" (CHE) zeigt: In Deutschland gibt es immer mehr Studierende ohne Abizeugnis – dafür mit einer Menge Praxiserfahrung im Köpfchen. Noten sind eben doch nicht alles. Pointer hat die interessantesten Infos der Studie parat.
 


Rekordzahlen

Früher war nicht unbedingt alles besser, auf jeden Fall aber anders: Während 1997 lediglich 8.500 Personen ohne Hochschulzugangsberechtigung studierten, hat sich die Zahl bis 2014 auf 49.800 nahezu versechsfacht. Das liegt unter anderem daran, dass die Bundesländer nach und nach Gesetze geändert haben, damit Menschen ohne Abi oder Fachhochschulreife der Weg zu höherer Bildung ermöglicht bzw. erleichtert wird. So haben 2014 rund 14.000 Erstsemestler ohne Abi angefangen, zu studieren – ein absoluter Rekordwert.
 


Berufserfahrung statt 1,0er-Schnitt

Die Voraussetzung, um ohne entsprechende schulische Qualifikation studieren zu können, ist eine abgeschlossene Berufsausbildung samt praktischer Berufserfahrung. Das erklärt auch, warum vor allem Fachhochschulen und Fernunis beliebt sind bei den Studenten mit Praxishintergrund. Dort ist man flexibler in der Zeitgestaltung, kann nebenbei eventuell weiter arbeiten und studiert, im Gegensatz zur klassischen Universität, oft praxisorientierter – Theorie steht nicht an erster Stelle. Doch ein Studium an einer Fernuni ist deshalb nicht einfacher, so Dr. Sigrun Nickel, Leiterin der Hochschulforschung beim CHE. Es erfordere viel mehr Selbstdisziplin als ein herkömmliches Studium – und das sei nicht das Richtige für jedermann und jedefrau.
 


Akademisierung der Gesundheitsberufe

Am häufigsten entschieden sich die Studienanfänger ohne Hochschulzugangsberechtigung für Studiengänge der Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (50 Prozent), Sprach- und Kulturwissenschaften (14 Prozent) und Ingenieurwissenschaften (13 Prozent). Besonders interessant: Ein extremer Zuwachs von Studierenden mit Berufserfahrung ist im Bereich der Medizin bzw. Gesundheitswissenschaften zu sehen. Während ihr Anteil 2002 bei nur 0,7 Prozent lag, ist er 2014 auf 10 Prozent gestiegen. Laut der Experten vom CHE ein Hinweis auf die zunehmende Akademisierung von Gesundheitsberufen.

Die gesamte Studie des CHE mit allen Infos findest du hier.

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Die Autorin: Jana Schütt
Die Autorin: Jana Schütt

Die Autorin: Jana Schütt

1993 geboren. Aufgewachsen in einem Dorf in Niedersachen zwischen Kühen und katastrophalen Busverbindungen – gelandet in der zweitgrößten Stadt Deutschlands. Dann ging es für Jana erstmal ab in die Werbung, als Texterin arbeiten. Inzwischen ist sie an der Uni Hamburg, um etwas über Soziologie und Medien- und Kommunikationswissenschaften zu lernen. Die Pointer-Autorin mag kein Gemüse, Kartoffelchips findet sie aber voll okay. Größter Traum: Niklas Luhmann auf einen Pfefferminztee treffen.