Beauty-Maske, Snapchat, Glasbläser-Anfängerkurs: Im Studium gibt es viele Möglichkeiten zu prokrastinieren. Pointer kennt Tipps, wie du es trotzdem schaffst, dich zum Lernen zu motivieren (Foto: Piotr-Marcinsk/Shutterstock.com) Beauty-Maske, Snapchat, Glasbläser-Anfängerkurs: Im Studium gibt es viele Möglichkeiten zu prokrastinieren. Pointer kennt Tipps, wie du es trotzdem schaffst, dich zum Lernen zu motivieren (Foto: Piotr-Marcinsk/Shutterstock.com)
Motivation im Studium

Und täglich grüßt die Prokrastination

Als Schriftsteller Samuel Beckett vor knapp 70 Jahren sein berühmtestes Theaterstück schrieb, wusste er nicht, dass er damit gleichermaßen auch dem Leben vieler Studierenden einen Titel gab: "Warten auf Godot" – die abgewandelte Studiversion: Warten auf Motivation. Denn wie auch in Becketts Stück, in dem zwei Personen an einer Landstraße vergeblich auf eine ominöse Person namens "Godot" warten und währenddessen nichts tun, sieht es im Alltag vieler Studenten ähnlich aus. Man tut nichts – wartet. Darauf, dass die Motivation irgendwann von alleine kommt.




Das Problem: Kommt sie nicht. Da hilft es nur, aus dem Warten ein Suchen zu machen und sich selbst so zu Höchstleistungen zu motivieren, als wäre man ein brüllender Detlef D! Soost mit pochender Halsschlagader. Und welch besseren Anlass könnte es geben, mit der ewigen Prokrastination zu brechen und sich zu motivieren als: das neue Sommersemester! Zur Unterstützung haben wir ein paar Motivationstipps für dich, die gerade am Anfang des Semesters hilfreich sind.
 


First Step: Bewusstmachungsprozess

Wer schon ein paar Semester hinter sich hat, der weiß, dass auch im kommenden Sommersemester auf das Wetterhoch #badesee ein Motivationstief folgen wird. Um sich auf dieses angemessen vorzubereiten — und es somit letztlich zu überwinden — steht an erster Stelle der Bewusstmachungsprozess. Heißt soviel wie: Reflektier dich. Stell dir folgende drei Fragen und beantworte sie im Idealfall schriftlich, um dich wirklich mit ihnen auseinanderzusetzen.

1. Welche Aufgaben schiebe ich besonders häufig auf?
2. Warum ausgerechnete diese Aufgaben — welche Gründe gibt es dafür?
3. Flashback: Welche negativen Folgen hatte ich in der Vergangenheit bereits durch das Aufschieben von Aufgaben?


Motivate yourself — 10,5 kleine Tipps

Nachdem du dich selbst reflektiert hast, bist du ready für die Umsetzung der nachfolgenden Tipps. Dabei zählt, dass nicht jeder von ihnen umgesetzt werden muss. Such für dich das Passende raus, dann läuft es schon.

1. Das Unangenehme zuerst

Man sagt, das Beste kommt zum Schluss. Was dabei ausgeschwiegen wird: Das Schlimmste kommt zuerst. Dabei kann gerade das motivierend sein — zuerst die nervigste Aufgabe erledigen, danach kann es nur besser werden. Also gleich nach dem Aufstehen dem Prof die nervige Mail schreiben oder das ewig aufgeschobene Literaturverzeichnis anlegen. Alles was danach kommt, ist wie Sahnetorte essen.




2. Zerstückeln hilft

Nein, jetzt nicht à la Hannibal den grumpy Professor oder dieses besonders faule Gruppenmitglied. Wobei... Eine Haftstrafe wäre schon eine gute Ausrede zum Prokrastinieren. Aber nee, mal ehrlich: Um dich zu motivieren reicht es, große Aufgaben in kleine Stücke zu zerteilen. Sieh nicht den ganzen Essay vor dir — sondern erstmal nur die Einleitung. Anstatt beim Anblick eines riesigen Berges an Literatur zu resignieren, sieh jedes Buch für sich, das du bearbeitest. So erstickst du deine Motivation nicht sofort am Anfang, sondern heimst immer wieder Mini-Erfolge ein.

3. Mach’s dir schön

Das Auge lernt mit. Zwar konnte sich diese Abwandlung der Redewendung im Volksmund nicht durchsetzen, ihren Wahrheitsgehalt mindert dies jedoch kaum. Denn um deine Motivation rauszukitzeln, musst du ihr was bieten. Und das sollte keinesfalls ein vollgemüllter Schreibtisch sein, auf dem locker ein Altpapierhochstapelwettbewerb stattfinden könnte. Also: Mach es dir gemütlich dort, wo du arbeiten willst oder musst — egal ob Clean Desk Policy oder fancy dekoriert mit Einhorn-Tesafilmroller. Im Motivationskampf ist alles erlaubt.
 


4. Lernteams


Neues Semester, neue Kurse — neue Leute. Such dir gleich zu Beginn eine Gruppe von Kommilitonen, mit denen du während des Semester regelmäßig den Stoff wiederholst. So macht das Lernen gleich mehr Spaß, du lernst neue Leute kennen und gleichzeitig hat deine Motivation auch weniger Möglichkeiten, sich zu drücken. Denn wer will schon derjenige sein, der jede Woche die Gruppentreffen absagt #notsocool

5. Der Aktionstag


Wessen Motivation wirklich ein hartnäckiges Kerlchen ist, der muss es auf die harte Tour probieren: ein Aktionstag. An diesem festen Tag gibt es keine Ausreden, keine Ablenkung. Das Handy kommt in den Flugmodus, Netflix wird gesperrt. Vielleicht sagst du Freunden vorher sogar Bescheid, dass du an diesem Tag für sie quasi nicht existierst. Welcher Wochentag ideal ist, entscheidest du. Für die Routine ist allerdings wichtig, dass es immer der gleiche Wochentag ist. Das Gute daran: Am nächsten Tag kannst du wieder einen Gang runterschalten. Und zwar guten Gewissens — yeah.




6. Treat yourself

Am besten motiviert man sich, indem man konkret auf eine Belohnung hinarbeitet - ob diese nun ein Spaziergang im Park ist, ein Besuch bei McFit oder ein XXL-Hazlenut-Caramel-Flat-White-Pumpkin-Spiced-Moccachino. Plane bereits am Anfang des Tages, wie und wann du dich belohnen willst. Eine weitere Möglichkeiten für Schoko-Addicts: Leg in jedes Kapitel des Buches oder Scripts, das du bearbeitest, einen Schokoriegel — so liest es sich gleich viel schneller. Geht theoretisch auch mit Käsescheiben, Milchschnitten oder Chips.
 


7. Ziele definieren

Mach dir gleich zu Beginn des Semesters klar, was du in den nächsten sechs Monaten erreichen möchtest — gib dem Semester vielleicht sogar ein Motto #wandtattoo. Soll es das fleißigste Semester deines Studiums werden oder geht’s dir statt um Noten eher darum, mehr Klarheit darüber zu bekommen, was du später beruflich tun willst? Es hilft, wenn deine Motivation weiß, in welche Richtung sie mitziehen soll.

8. Pawlowscher Hund

Wahrscheinlich kennst du den Pawlowschen Hund — ein Experiment des Forschers Iwan Petrowitsch Pawlow zum Nachweis der klassischen Konditionierung. Kurz gesagt: Auf bestimmte ausgelöste Reize folgt ein antrainiertes Verhalten. Diesen Effekt kannst du auch in gewisser Weise zur Konditionierung deiner Motivation nutzen. Stell dir z.B. vor, du hättest ein Uni-T-Shirt, das du immer zum Lernen trägst. Sobald du das Shirt anziehst, weiß dein Körper: Los geht’s! Geht auch mit Lern-Pantoffeln oder bestimmter Musik.

9. Bye bye, Perfektionismus

David gegen Goliath oder auch: Motivation gegen Perfektionismus. Wer sich vornimmt, keine Fehler machen zu dürfen, scheitert so oder so. Mach dir also gleich zu Beginn des Semesters klar, dass nicht immer alles super laufen wird — Scheitern und Verzicht gehören dazu, wenn man erfolgreich sein will. Es wird nach wie vor Tage geben, an denen Netflix gewinnt oder das Bedürfnis nach einem WG-Abend die Bücher zugeklappt lässt. Das ist vollkommen okay — sollte deine Motivation insgesamt aber nicht herunterziehen.

10. Urlaub buchen

Fällt mit unter den Punkt "Treat Yourself": Gib deiner Motivation einen richtig guten Anreiz, mitzuziehen. Einen, wo sie gar nicht erst "Nö" sagen kann. Kein Argument ist so unschlagbar wie Urlaub. Buche also gleich zu Beginn des Semester einen Städte-Trip mit Freunden oder plane mit deiner Familie eine gemeinsame Auszeit. Den Abflugtag kannst du dir dann ganz dick im Kalender, pardon, im iCalender, eintragen. Und Fakt ist: Bis dahin musst du alles erledigt haben. Zur Belohnung darf deine Motivation dann auch mit in die Sonne kommen. Deal? Deal.




10,5. Und alle so: Sommer!

Zugegeben, dieser Motivationstipps verkörpert zugleich Engelchen und Teufelchen. Denn: Yeah, verdammt nochmal, es wird Sommer. Welchen größeren Ansporn könnte es also geben, die Unisachen so schnell wie möglich zu erledigen, als die Aussicht auf eine Radtour zum Badesee oder Grillen auf der Mensa-Wiese? Aber zugegeben: Der Sommer kann auch ein richtiger Motivationskiller sein. Deshalb gilt: Alle vorherigen zehn Tipps im Kopf behalten, dann klappt's auch mit der Motivation im Sommer #versprochen.

Noch immer unmotiviert? Zwei Vorbilder

Falls deine Motivation jetzt immer noch bockig ist, kommen hier zum Schluss zwei kleine Denkanstöße. Denn Motivation, die findet man überall. Schau dir also zum einen das unten verlinkte Video des Motivationsexperten Andreas Niedrig an: Als ehemaliger Drogenabhängiger, der nun Top-Athlet ist, muss er schließlich wissen, wie man sich aus einem Motivationsloch holt und zu Spitzenleistungen pusht.

Ein anderes Motivationsvorbild: Schriftsteller Samuel Beckett. Genau, der Typ vom Anfang, der "Warten auf Godot" geschrieben hat. Es hat den Literaturnobelpreisträger immerhin stolze vier Jahre gekostet, um sein Werk zu schreiben und zu publizieren. Weltberühmt hat es ihn trotzdem gemacht. Also: Kein Stress! Manchmal muss man eben einfach Geduld haben. Vor allem mit sich selbst.

Motivationsexperte Andreas Niedrig im Portrait Andreas Niedrig gehörte zu den besten Triathleten der Welt und hat eine bewegte sportliche und persönliche Vergangenheit: Er hat es geschafft, als ehemaliger Drogenabhängiger zu einem Top-Athleten Motivationsexperte Andreas Niedrig im Portrait

Motivationsexperte Andreas Niedrig im Portrait

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Die Autorin: Jana Schütt
Die Autorin: Jana Schütt

Die Autorin: Jana Schütt

1993 geboren. Aufgewachsen in einem Dorf in Niedersachen zwischen Kühen und katastrophalen Busverbindungen – gelandet in der zweitgrößten Stadt Deutschlands. Dann ging es für Jana erstmal ab in die Werbung, als Texterin arbeiten. Inzwischen ist sie an der Uni Hamburg, um etwas über Soziologie und Medien- und Kommunikationswissenschaften zu lernen. Die Pointer-Autorin mag kein Gemüse, Kartoffelchips findet sie aber voll okay. Größter Traum: Niklas Luhmann auf einen Pfefferminztee treffen.