Absage
Oxford wollte Alice Weidel nicht
Alice Weidel wurde eingeladen eine Rede an der Oxford University zu halten. Nach Protesten von Studis sagte sie den Auftritt ab.
published: 14.06.2017
"I Have a Dream“ - diesen Titel der weltberühmten Rede von Martin Luther King kennt wohl jeder. Und genau wie King haben auch die Geschichtsstudierenden der Oxford University einen Traum: Sie kämpfen für ein besseres Studium. Ein Studium, das sich nicht nur mit einer kolonialen und westlichen Weltsicht beschäftigt. Denn das bisherige Curriculum ist vor allem eins nicht: nicht-europäisch. Es sah nicht vor, dass sich die Studierenden verpflichtend auch mit nicht-europäischer Geschichte beschäftigen. Doch der Protest der Studierenden scheint gewirkt zu haben — auch wenn die Uni anderes behauptet.
An der Oxford University wird es zukünftig neue Vorgaben für Geschichtsstudierende geben: Neben zwei Kursen in britischer und zwei Kursen in europäischer Geschichte müssen sie ebenfalls einen Kurs in nichteuropäischer Geschichte belegen. Wobei müssen wohl das falsche Wort ist — sie dürfen. Denn diese Änderung missfällt den Studis wohl kaum, haben sie diese doch in mehreren Protesten und Kampagnen lauthals eingefordert.
So setzten sich bereits vorher Studis des Oriel Colleges unter dem Hashtag #RhodesMustFall dafür ein, dass die umstrittene Büste des weißen Kolonialisten Cecil Rhodes vom Campus entfernt wird — ohne Erfolg. Die Büste steht. Und auch die Kursinhalte und Literaturlisten, die von weißen Autoren und Forschern beherrscht werden, sorgten für Kritik. Diversität? Fehlanzeige. Eine landesweite Studi-Kampagne unter dem Namen "Why is My Curriculum White?" wehrte sich gegen diesen Missstand. Und dies anscheinend mit etwas Erfolg, wie die Lehrplanänderung an der Oxford University zeigt.
Die Uni selbst sagt, dass dies eine eigenständige Entscheidung gewesen sei und kein Resultat der Studierendenproteste. Naja, wie dem auch sein. Letztlich zeigt dieser Wandel doch nur, dass es etwas bringt, sich wie Martin Luther King zu verhalten: einen Traum zu haben und dafür zu kämpfen, dass sich etwas ändert. Und wer weiß, wie viele Geschichts-Studis in Oxford nun demnächst eine Hausarbeit über King schreiben werden — jetzt, wo sich ihr Traum erfüllt hat und auch historische Ereignisse fernab Europas verpflichtend auf dem Lehrplan stehen.
1993 geboren. Aufgewachsen in einem Dorf in Niedersachen zwischen Kühen und katastrophalen Busverbindungen – gelandet in der zweitgrößten Stadt Deutschlands. Dann ging es für Jana erstmal ab in die Werbung, als Texterin arbeiten. Inzwischen ist sie an der Uni Hamburg, um etwas über Soziologie und Medien- und Kommunikationswissenschaften zu lernen. Die Pointer-Autorin mag kein Gemüse, Kartoffelchips findet sie aber voll okay. Größter Traum: Niklas Luhmann auf einen Pfefferminztee treffen.
Infos zur Kampagne "Why is My Curriculum White?" auf nus.org.uk
#RhodesMustFall auf Twitter
Die "University Of Oxford" im Web
Zum Artikel "Der Eingeborene muss wie ein Kind behandelt werden" auf spiegel.de