57.000 Studis nutzten dritten Bildungsweg
Im Jahr 2016 haben an deutschen Unis 57.000 Studis ohne allgemeine Hochschulreife oder Fachhochschulreife studiert – das sind knapp 50 Prozent mehr, als es noch 2010 waren. Und auch die Zahl dieser Studis unter denen, die einen erfolgreichen Studienabschluss schafften, stieg 2016 auf einen Rekordwert von 7.200. Dabei sind zwischen den Bundesländern große Unterschiede festzustellen, was den Anteil der Studienanfänger*innen ohne Abitur angeht: Hamburg (4,6 Prozent), Nordrhein-Westfalen (4,2 Prozent) und Berlin (3,6 Prozent) liegen auf den vordersten Plätzen – Schlusslicht ist das Saarland (0,8 Prozent).
Diversifizierung der Studi-Landschaft
Die Zahlen belegten eine positive Entwicklung, meint CHE-Geschäftsführer Frank Ziegele, denn sie zeigten, dass sich junge Menschen heute nicht mehr für einen Weg – Studium oder Ausbildung – entscheiden müssen, sondern die Studi-Landschaft diverser wird und z.B. gelernte Krankenpfleger oder Handwerksmeisterinnen an den Hochschulen keine Seltenheit mehr sind.
Ein genauerer Blick auf die Studis, die über den dritten Bildungsweg an ihren Studienplatz kamen, zeigt: Knapp die Hälfte ist zwischen 20 und 30 Jahren alt und ein Drittel zwischen 30 und 40. Männer sind mit 55 Prozent etwas häufiger vertreten als Frauen mit 45 Prozent. Interessant ist, dass der Anteil an Frauen, die mit über 40 Jahren nochmal den Weg der akademischen Ausbildung einschlagen, deutlich höher ist.
Hochschulkarte
Hochschulkarte
Lebenslanges Lernen findet mehr Zuspruch
Die steigende Zahl an älteren Studis mit beruflichem Abschluss zeigt nicht nur, dass lebenslanges Lernen immer mehr an gesellschaftlicher Akzeptanz gewinnt, sondern hat auch positive Auswirkungen auf das universitäre Bildungssystem, meint Sigrun Nickel, Leiterin Hochschulforschung beim CHE. "Von der mitgebrachten Berufs- und Lebenserfahrung können im Seminar-Alltag sowohl Kommilitoninnen und Kommilitonen, die direkt nach der Schule ins Studium gewechselt sind, als auch Lehrende profitieren".
700 Medizin-Studis ohne Abitur
Spannend ist auch, dass viele Studis ohne Abitur oder Fachhochschulreife Fächer studieren, von denen man dies vielleicht nicht sofort annehmen würde: 700 von den aktuell 107.000 Medizinstudierenden sind über den beruflichen Weg an ihren Studienplatz gelangt – pro Jahr kommen ca. 150 Studienanfänger*innen ohne Abitur in der Human- und Zahnmedizin hinzu.
Insgesamt waren unter den Studis mit drittem Bildungsweg Studiengänge der Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (55 Prozent), Ingenieurwissenschaften (20 Prozent) und Humanmedizin sowie Gesundheitswissenschaften (12 Prozent) am beliebtesten. Und auch bei der Art des Studiums scheinen sie eine klare Präferenz zu haben: Knapp 61 Prozent entschieden sich 2016 für ein Studium an einer Fachhochschule, nur knapp ein Drittel gingen an eine Universität.
Weitere Infos zu den Zahlen des Centrums für Hochschulentwicklung findest du hier.
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