Dazu wurden sie in Gruppen aufgeteilt, die unterschiedliche Einschränkungen und Zielbahnhöfe hatten. Ein Team musste beispielsweise die Reise mit Gewichtsmanschetten antreten, ein anderes absolvierte die Exkursion mit Gehstock und einer Gehgeschwindigkeit von 0,5 Metern pro Sekunde und legte beim Treppensteigen alle zehn Stufen eine Pause von zehn Sekunden ein. Auch ohne Handy musste eine Gruppe auskommen: im Flugmodus konnten weder Fahrpläne noch Verspätungsinformationen zur Orientierung geladen werden, was dann auch zu einer deutlichen Verlängerung der Reise führte.
Im Modul "Öffentlicher Verkehr" des Bachelorstudiengangs Bauingenieurwesen erlernen die Studierenden die rechtlichen und fachlichen Grundlagen des Öffentlichen Verkehrs. Dieses Wissen galt es dann in die Praxis umzusetzen: Die Studierenden sollten Fragestellungen des ÖPNV selbstständig analysieren und Lösungen entwickeln.
Rabea Tümler, Jasmin Kuhn und Lena Christin Harms sollten einen Rollstuhl für die Reise verwenden. Lena nahm Platz und dann ging es von Oldenburg nach Hooksiel. Die Fahrt teilte sich auf in drei Etappen: Zunächst nahm die Gruppe die Nordwestbahn nach Wilhelmshaven. Aufgrund von Bahnarbeiten wurde jedoch für einen Teil der Strecke der Schienenersatzverkehr eingesetzt, was die Reise um einen zusätzlichen Halt und Umstieg von der Bahn in einen Bus erweiterte. Lange Umsteigezeiten führten dazu, dass das Team jeweils anstatt anderthalb Stunden knapp drei Stunden für die Hin- und Rückfahrt gebraucht hat.
Ergebnis der Analyse der Strecke Oldenburg-Hooksiel: Das Einsteigen in Bus und Bahn stellte kein Problem dar, problematisch sei jedoch der Zustand der Haltestellen. "Wäre man alleine mit dem Rollstuhl unterwegs gewesen, dann wäre man da auf keinen Fall durchgekommen", erinnert sich Rabea an eine der Haltestellen. Breitere Haltestellen und eine bessere Ausschilderung für Rollstuhlfahrer wären nötig.
Wie sich der Öffentliche Verkehr weiterentwickelt, wird im nächsten Wintersemester wieder von angehenden Bauingenieurinnen und -ingenieuren der Jade Hochschule untersucht. "Ziel der Übung ist es, die Studierenden praxisnah mit den Möglichkeiten und den Herausforderungen des öffentlichen Verkehrs vertraut zu machen", sagt Dozent Prof. Dr. Rainer Schwerdhelm. "Der öffentliche Verkehr ist kein Notbehelf, falls das Auto mal nicht fährt, sondern integraler Bestandteil einer neuen Mobilität, welche von allen Personengruppen problemlos genutzt werden soll."