Professoren und Dozenten fordern die schrittweise Rückkehr zur Normalität der Präsenzlehre an deutschen Hochschulen (Foto: Sebastian Wahsner/Shutterstock.com) Professoren und Dozenten fordern die schrittweise Rückkehr zur Normalität der Präsenzlehre an deutschen Hochschulen (Foto: Sebastian Wahsner/Shutterstock.com)
Offener Brief

2.000 Hochschul-Dozenten fordern Rückkehr zur Präsenzlehre

Zahlreiche Dozenten finden die Beschränkung der Lehre an den Hochschulen auf digitale Angebote nicht mehr angemessen. Wenn an den Schulen eine Rückkehr zur Normalität möglich sei, müsse auch an den Hochschulen die Präsenzlehre wieder aufgenommen werden, sagen sie. Diese Forderung formulieren etwa 2000 Professoren und Dozenten deutscher Universitäten und anderer Hochschulen in einem offenen Brief. Dadurch wächst nun der Druck auf die Hochschulen, Schritte in Richtung der Rückkehr zur Präsenzlehre zu ergreifen. "Was die Schulen zu leisten in der Lage sind, sollte auch Universitäten möglich sein", heißt es in dem Schreiben.
 


Die ungleiche Behandlung beider Bildungseinrichtungen thematisiert einer der Initiatoren des Briefes, der Bonner Germanistik-Professor Johannes Lehmann, in einem Gespräch mit dem RBB-Inforadio. Er könne nicht verstehen, warum die Schulen schrittweise zum Normalbetrieb übergehen können, die Universitäten aber davon ausgenommen sind. "Es kann ja nicht sein, dass ich morgens ins Schwimmbad gehe und mittags ins Restaurant (...), dass aber die Universitäten mitten in der Stadt geschlossen bleiben", so Lehmann. Seiner Meinung nach setze die selbstständige kritische Aneignung von Inhalten zwingend Präsenz voraus. Aus diesem Grund fordern die Professorinnen und Professoren, Dozentinnen und Dozenten in dem offenen Brief, dass auch an den Hochschulen schrittweise und vorsichtig wieder einzelne Elemente der Präsenzlehre möglich gemacht werden..
 


In dem offenen Brief heißt es, dass wichtige Aspekte des Unialltags durch das "Gefühl des plötzlich möglichen digitalen Sprungs nach vorn" drohten, verloren zu gehen. Zum einen betonen die Unterzeichner die Bedeutung der Universitäten als Ort der Begegnung und des Diskurses. Einen weiteren wichtigen Aspekt sehen die Autoren in den Netzwerken, die während des Studiums normalerweise entstehen. Studieren sei eine "Lebensphase des Kollektiven". Doch wichtige Kontakte und Beziehungen für die berufliche Zukunft zu knüpfen, sei bei der digitalen Lehre nur sehr eingeschränkt möglich. Als dritten Punkt rücken die Autoren die Wichtigkeit des persönlichen Gesprächs zwischen den Anwesenden in den Fokus. Dieses sei im Gegensatz zu den digitalen Angeboten immer noch die beste Grundlage für den vertrauensvollen Austausch mündiger Menschen.
 


Wie Pointer berichtete, findet das Sommersemester in großen Teilen als Onlinesemester statt. Die Lehrveranstaltungen werden dabei ausschließlich digital über Plattformen wie Zoom oder Microsoft Teams angeboten. Auch die Aufgaben bekommen die Studierenden über Onlineplattformen zur Verfügung gestellt. Das Studieren im Home-Office birgt für viele Studierende Probleme - von Konzentrationsschwierigkeiten über technische Probleme bis hin zur fehlenden sozialen Interaktion mit ihren Kommilitonen.

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Die Autorin: Hannah Reuter
Die Autorin: Hannah Reuter

Die Autorin: Hannah Reuter

Hobbyköchin, Schoko-Junkie, Ordnungsfreak: In Hannover geboren und aufgewachsen, unternahm Hannah nach dem Abi eine Interrailreise quer durch Europa. Anschließend zog sie der Traum vom Journalismus in die Medienstadt Hamburg, wo sie seit 2018 Politikwissenschaft studiert. Sie liebt es zu reisen, erkundet momentan aber vor allem ihre Wahlheimat. Für Pointer schreibt Hannah über Themen rund ums Studium und den Uni-Alltag.