Karliczeks Kritik gegenüber der Trump-Administration hob vor allem darauf ab, dass Wissenschaft und Forschung vom Austausch lebten - dies müsse auch in Zeiten der Pandemie gelten. Die USA nahmen nach der Kritik Abstand von ihrem Vorhaben. Nun geht aus der Antwort des Bundesministeriums für Bildung und Forschung auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Bundestagsabgeordneten Kai Gehring und Anna Christmann sowie der Grünen-Bundestagsfraktion hervor, dass auch in Deutschland derzeit nicht alle internationalen Studierenden willkommen sind. Die Einreise zu einem Online- oder Fernstudium sei weiterhin nicht vorgesehen, heißt es in dem Schreiben.
Immerhin: Studierende, die Präsenzveranstaltungen nachweisen können, sollen ein Visum bekommen. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts verwies darauf, dass man eine Vorgabe der EU umsetze. Es gehe bei der Kritik ausschließlich um Studierende, die für ein reines Online-Studium einreisen wollten. Für Gehring wäre es dennoch ein "krasser Fall von Doppelmoral, wenn die Bundesregierung an ihrer Regelung festhält". Das sagte der Bundestagsabgeordnete der "Tagesschau".
Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) hält den Vergleich zur ehemals geplanten Regelung der USA indes für falsch. Es würden keinesfalls internationale Studierende, die sich derzeit in Deutschland aufhielten, aufgefordert, das Land zu verlassen, wenn ihr Semester ausschließlich online stattfinde, heißt es in einer entsprechenden Pressemitteilung. Die Regelung stelle im Gegenteil sogar eine Lockerung der Einschränkungen des Frühjahrs dar, indem sie ausdrücklich einen Ausnahmetatbestand für die Einreise Studierender in der Corona-Krise schaffe.
Für den Bundesverband ausländischer Studierender (BAS) e.V. und deren Vorsitzenden und Sprecher Kumar Ashish ist das jedoch nicht ausreichend. Gegenüber der "Tagesschau" verwies er mit einem Beispiel auf die Probleme eines Online-Studiums gegenüber einem Studium in Deutschland: "Was nutzt es einer Studentin in Indien, online an ihren deutschen Uni-Seminaren teilzunehmen, wenn sie nicht in die Unibibliothek gehen kann?" In Indien herrsche noch Ausgangssperre, die Studentin käme nicht an die Literatur. Neben Bibliotheken fehle den Studierenden auch der Austausch mit Professoren und Kommilitonen. Im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" fordert Ashish, die Universitäten sollten sich für die Studierenden einsetzen.
Die HRK sieht indes die größten Probleme bei der Visumsvergabe nicht beim Präsenznachweis, sondern bei den Konsulaten. Die haben vielerorts geschlossen. HRK-Präsident Prof. Dr. Peter-André Alt erklärt laut Pressemitteilung: "Die HRK hat Sorge, dass in vielen Ländern durch nur eingeschränkt tätige oder gar geschlossene deutsche Konsulate erhebliche Probleme bei der Beantragung und Bewilligung von Visa entstehen werden. Aus Sicht der HRK ist es daher sehr wichtig, dass hier die notwendigen Ressourcen bereitgestellt werden. Die Internationalität an den deutschen Hochschulen muss auch in diesen schwierigen Zeiten erhalten bleiben."
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