Wer in stressigen Lernphasen nicht für Abwechslung sorgt, fühlt sich schnell wie erschlagen  (Foto: shutterstock.com/Firma V) Wer in stressigen Lernphasen nicht für Abwechslung sorgt, fühlt sich schnell wie erschlagen (Foto: shutterstock.com/Firma V)
Sprechstunde mit Dr. Karin Anderson

Lernblues oder Depression?

Wenn in der Uni Prüfungen anstehen, ziehen sich die meisten Studierenden an ihren Schreibtisch zurück. Doch wer wochenlang von morgens bis abends die Nase in den Büchern vergräbt, verliert schnell den Kontakt zur Außenwelt - und rutscht schlimmstenfalls in ein tückisches Stimmungstief. Beobachtet ihr Anzeichen für einen solchen "Lernblues" bei Kommilitonen, solltet ihr sie unbedingt darauf ansprechen. Pointer-Expertin Dr. Karin Anderson gibt hilfreiche Tipps.

Chrissie: "Ich mache mir Sorgen um meine Freundin, sie kapselt sich im Moment von allen Leuten ab. Sie sagt, sie muss für die Klausuren lernen, aber das geht jetzt schon seit zwei Monaten! Und man braucht doch auch einmal eine Pause, finde ich.
Das ist nicht mehr normal, nie kann man etwas mit ihr unternehmen, immer verweist sie auf den Druck wegen der Uni.

Ich frage mich langsam, ob das krankhaft ist, und was man dagegen tun kann. Früher war sie viel lustiger drauf und hat mit uns etwas unternommen. Jetzt isoliert sie sich richtig. Was meinen Sie, was kann man da machen?"

Dr. Karin Anderson: "Hallo Chrissie, natürlich ist es möglich, dass Deine Freundin einfach nur total gestresst von ihren Klausuren ist. Aber wenn es Dir so sehr auffällt, dass sie sich ganz anders als sonst verhält, steckt vermutlich doch mehr dahinter. Ich bin der Meinung, dass Du sie unbedingt ganz gezielt auf ihren Rückzug ansprechen solltest. Der Hinweis, dass Du Dir wirklich Sorgen um sie machst und Dich fragst, was eigentlich mit ihr los ist, zeigt ihr, dass Du es sehr ernst meinst und Dich nicht mit einer abwiegelnden Bemerkung abspeisen lassen wirst. Vielleicht offenbart sie Dir dann tatsächlich, was zu ihrem plötzlichen Rückzug geführt hat - möglicherweise eine belastende Familiensituation (wie etwa eine Krebserkrankung), von der sie niemandem erzählen soll.

Wenn sie aber sagt, sie wisse eigentlich auch nicht, was mit ihr los sei, dass sie einfach zu allem keine Lust habe und im Grunde gar nicht wisse, ob alles einen Sinn habe, was sie tut, liegt der Verdacht nahe, dass sie an einer Depression leidet. Ein weiterer Hinweis auf eine depressive Verstimmung wäre, wenn sie angibt, dass es ihr morgens am schlimmsten geht, sodass sie gar nicht aufstehen mag, sie schlecht schlafen kann und auch keinen Appetit hat. Dass sie viel darüber nachgrübeln muss, ob sie mit ihrem Studium nicht einen großen Fehler begangen hat und glaubt, dass sie die Prüfung sicher gar nicht schaffen kann, weil sie nicht gut genug ist, usw.

Sollte dies der Fall und Deine Freundin depressiv sein, musst Du alles daran setzen, dass sie zum Arzt geht. Wenn sie sich weigert, informiere notfalls ihre Eltern, denn dann muss sie unbedingt behandelt werden. Ich hoffe natürlich, dass all diese Befürchtungen haltlos sind, und dass es Dir gelingt, sie aus ihrem 'Blues' herauszuholen. Liebe Grüße, Dr. Karin Anderson"

[TK]

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