Was plant US-Präsident Joe Biden für die amerikanischen Studenten?  (Foto: Perfect 5hot/ Shutterstock.com) Was plant US-Präsident Joe Biden für die amerikanischen Studenten? (Foto: Perfect 5hot/ Shutterstock.com)
Neuer US-Präsident

Was erwarten Studenten von Joe Biden?

An seinem ersten Tag im Amt hat US-Präsident Joe Biden neben 16 anderen Beschlüssen die Zahlungspause für Studentenkredite bis zum 30. September 2021 verlängern lassen. Von dem Aufschub werden etwa 41 Millionen Amerikaner profitieren. Dies ist nur eine der Veränderungen, die Biden in puncto Studenten vorhat. Wie weitere Neuerungen aussehen könnten und was amerikanische Studenten vom neuen US-Präsidenten erwarten, hat sich Pointer genauer angeschaut.
 


Schon während des Wahlkampfes hatte der 78-Jährige immer wieder betont, dass vor allem die jungen Amerikaner die Zukunft des Landes seien und dass die Präsidentschaftswahl 2020 einen erheblichen Einfluss auf ihr Leben und das Leben zukünftiger Generationen haben würde. Seine Agenda für Studenten enthielt deshalb Maßnahmen, die für Studierende und junge Menschen von Bedeutung sind: Klimaschutz, Zugang zur Bildung, Sicherheit und eine gute Gesundheitsversorgung. Zusätzlich zur Zahlungspause für Studienkredite will Biden die Last der Studentendarlehen für viele Amerikaner um mindestens 10.000 US-Dollar verringern. Details wurden noch nicht veröffentlicht.

"Kreditnehmer aller Altersgruppen stehen oft vor der schwierigen Entscheidung, ihre Studienkredite abzubezahlen, in ihre langfristige finanzielle Zukunft zu investieren oder ihre Rechnungen zu bezahlen. Die Pandemie hat die wirtschaftliche Not der Millionen von Amerikanern, die Studentenschulden haben, nur vergrößert", sagte der Demokrat in einer Durchführungsverordnung, die er nach seiner Vereidigung als Präsident herausgab. In einer Erklärung des US-Bildungsministeriums hieß es zusätzlich, dass niemand dazu gezwungen sein sollte, zwischen der Bezahlung von Studienkrediten und dem Essen auf dem Tisch wählen zu müssen.  
 


Die Verlängerung der Zahlungspause sowie der mögliche Erlass von 10.000 US-Dollar für Studienkredite sind in den USA bedeutende Schritte. Denn während die Studiengebühren in Deutschland pro Semester meist nicht mehr als 200 Euro betragen, liegen die Semestergebühren in den USA durchschnittlich zwischen 12.000 und 16.000 US-Dollar. Aktuell sind mehr als 40 Millionen Amerikaner damit beschäftigt, ihre Studienkredite abzubezahlen. Die Studentin des Houston Community College, Andrea Sanders, ist eine von Millionen dieser Amerikaner. Sie hat fast 40.000 Dollar Schulden im Rahmen eines Studentenkredits und ist jetzt hoffnungsvoll, nachdem sie von Bidens Vorschlag gehört hat, mindestens 10.000 Dollar davon erlassen zu bekommen. "Das wäre großartig. Es wäre eine enorme Hilfe für meine Familie", sagte sie in einem Interview mit der amerikanischen News-Seite "ABC13".
 


Bereits in seinem Wahlkampf hatte der aus Pennsylvania stammende Politiker angekündigt, dass Studiengebühren unter seiner Präsidentschaft sinken sollen. Für Familien, die im Jahr weniger als 125.000 US-Dollar verdienen, wolle er die Studiengebühren für ein vierjähriges Studium an einer öffentlichen Hochschule streichen. Zudem wolle er für jede hart arbeitende Person, die lernen und ihre Fähigkeiten verbessern will, schuldenfrei zwei Jahre Community College oder ein anderes hochwertiges Trainingsprogramm anbieten. Insgesamt sei sein Ziel, dass Millionen Menschen ihre Schulden aus Studentendarlehen nicht oder nur teilweise zurückzahlen müssten. 

Auch die Maximal-Fördersumme für bedürftige Studierende, die über das Pell Grant-Programm unterstützt werden, will der 46. US-Präsident verdoppeln. Denn der aktuelle Satz aus dem staatlichen Ausbildungsförderungsprogramm des Bildungsministeriums ist Medienberichten zufolge zu niedrig, um die Lebenshaltungskosten und Studiengebühren der Studierenden zu decken. Außerdem dürfen die 450.000 Studenten der sogenannten "Dreamer" hoffen: Bidens Regierung plant, das umstrittene DACA-Programm mit dem Ziel auszubauen, dass die Teilnehmer die Aussicht auf eine Staatsbürgerschaft bekommen. Das von Obama eingeführte DACA-Programm konnte seine Teilnehmer - Kinder, die illegal in die USA einwanderten - bisher nur teilweise und vorübergehend vor Abschiebung schützen. 
 


Inwiefern der Demokrat seine Pläne durchsetzen kann, wird sich noch zeigen. Klar ist, dass er dabei nicht unbeobachtet sein wird. Aaron Ament zum Beispiel, der in der Obama-Regierung als Stabschef der Rechtsabteilung des Bildungsministeriums arbeitete und jetzt die Interessengruppe Student Defense leitet, forderte Biden und Bildungsminister Miguel Cardona schon jetzt auf, weiter zu gehen. Die Schritte zur Entlastung der Studenten mit hohen Studienkrediten reichen laut Student Defense nicht aus. Aron Ament forderte Biden auf, weitere Schritte durch exekutive Maßnahmen zu unternehmen. Diese sollten die Streichung von Studentendarlehen für behinderte Kreditnehmer beinhalten. In einer Erklärung, über die "Inside Higher Ed" in einem Artikel berichtet, sagte Ament: "Präsident Biden und Dr. Cardona werden die Macht haben, sofortige Maßnahmen zu ergreifen." Diese sollten sie nun auch nutzen.
 


US-amerikanische Studenten erhoffen sich durch den neuen Präsidenteni aber nicht nur Veränderungen bezüglich der Studentenkredite. In einem Artikel von "The Nation" konnten Studenten aus dem ganzen Land sagen, was der ehemalige Vize-Präsident ihrer Meinung nach in seinen ersten 100 Tagen als Präsident unternehmen müsse. Themen wie der Klimawandel, Polizeigewalt und Bildungsgerechtigkeit, sollten laut den befragten Studenten Bidens oberste Priorität sein.

Während Ilana Cohen von der Harvard University darauf beharrt, dass Biden vom ersten Tag an in Sachen Klima handeln müsse, da er ansonsten riskiere, "ein weiterer gewählter Rhetoriker zu werden, der junge Amerikaner und Menschen weltweit zu Klimakatastrophen und geopolitischen Konflikten in einem nie dagewesenen Ausmaß verdammt", will Serena Puang von der Yale University, dass das Weiße Haus die Bildungsgerechtigkeit priorisiert. Vor allem durch die Folgen der Corona-Pandemie seien die Unterschiede innerhalb der Bildungsmöglichkeiten unverhältnismäßig stark, sodass einige Schüler nicht länger einen Zugang zu Bildung hätten. "Wenn wir zulassen, dass diese Ungleichheiten fortbestehen, untergraben wir nicht nur die individuelle Zukunft dieser Schüler, sondern auch den zukünftigen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Erfolg unseres Landes", so Serena Puang in dem Artikel von "The Nation".
 


Zudem finden es viele Studenten besonders wichtig, dass der neue Präsident die Demokratie und ihre Stabilität schützt. Die Demonstrationen der Black-Lives-Matter-Bewegung im vergangenem Jahr haben gezeigt, dass eine Vielzahl der Amerikaner die Reichweite der Demokratie nicht länger ausreichend findet. Und auch der Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021 signalisierte, dass das demokratische System in seiner Stabilität bedroht ist. Andrew Lorenzen von der Cornell University fordert neben einer radikalen Reform des amerikanischen Strafrechtssystems, dass Biden der digitalen Verbreitung von Fehlinformationen und rechten Verschwörungstheorien entgegenwirkt. "Er muss neue Gesetze verabschieden, um uns vor inländischem Terrorismus zu schützen", sagt er mit Blick auf den Angriff auf das Kapitol.

Najwa Jamal vom Bard College hat nicht ganz so weitreichende Forderungen an den neuen Präsidenten. "Wir können nicht erwarten, dass das Weiße Haus von Biden den systemischen Rassismus und die Armut eines ganzen Landes lösen wird - das ist nicht das, was wir fordern. Wir fordern, dass die Regierung echte, messbare Schritte in die richtige Richtung unternimmt." Für Najwa Jamal könnten die Schritte so aussehen, dass Staatsausgaben von Militär und Polizei abgezogen und in Institutionen, wie Bildung, Gesundheitsfürsorge, Wohlfahrt und Schuldenerlass investiert werden. "Wir haben bereits Hoffnung; wir müssen jetzt handeln", sagt sie abschließend.
 

[Liz Peschel]

demokratischen parteioval officebidens amtseinführunggeorge w bushnew york timesbernie sandersvorgängers donald trumpweißen hausus präsident joe bidenpräsident der vereinigten staatenmitch mcconnelljanuar 2021us medienpräsidenten donald trumpamtsantritt von joe bidenpräsidenten der usasturms auf das kapitolex präsidentcorona pandemienew start vertragKamala HarrisJanuar 2017ausländer aus europaBarack Obama12 januarWashington PostAnthony Faucius wahlenus senatJoe Biden