
Hochschulkarte
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Trend Mobilität
Leonie ist kein Einzelfall. Laut dem Statistischen Bundesamt gibt es in Deutschland über 33 Millionen Pendler. Wie viele davon Studenten sind, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Das Deutsche Studentenwerk geht jedoch davon aus, dass auch bei Studierenden Mobilität im Trend liegt. Ihrer Einschätzung nach ist aufgrund der Rekordzahl an Studenten und der schwierigen Wohnsituation in Universitätsstädten ein Ausweichen ins Umland unumgänglich. Rund 2,5 Millionen Studenten sind derzeit an deutschen Hochschulen immatrikuliert. Nicht alle finden angemessenen Wohnraum in unmittelbarer Nähe zur Hochschule. 23 Prozent aller immatrikulierten Studenten leben bei ihren Eltern. Ein großer Teil von ihnen ist, weil ihr Elternhaus nicht in unmittelbarer Nähe einer Hochschule liegt, auf das Pendeln angewiesen.
Auch viele Nesthocker pendeln
"Leider geht das Studentenfeeling durchs Pendeln oft verloren, denn ich kann kaum spontan sein", erklärt Evi aus Bayern. Die 21-Jährige studiert Maschinenwesen im fünften Semester. Sie fährt von ihrem Elternhaus in Gräfelfing regelmäßig zur Technischen Universität München. Angewiesen ist sie dabei auf einen Bus in ihrer Heimatstadt und eine U-Bahn-Verbindung im Münchner Vorort Großhadern. Die Busverbindung beschert ihr den größten Kummer. Laut Plan beträgt ihre Fahrzeit nur eine Stunde. In der Regel braucht sie aber länger. "Mein Bus fährt alle 20 Minuten. Leider hat er oft Verspätung oder fällt manchmal aus", klagt Evi.

Eine eigene Wohnung kann sich die Studentin derzeit nicht leisten. Immerhin gilt München als die teuerste Stadt der Bundesrepublik: Für eine 30-Quadratmeter-Wohnung muss man durchschnittlich etwa 540 Euro kalt bezahlen. Der Quadratmeter kostet fast 18 Euro! Da ist "Hotel Mama" für Evi die bessere Alternative.
Prekäre Situation in Großstädten
Die Sozialerhebung zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Studierenden des Deutschen Studentenwerks lässt nur ein sehr ungenaues Bild zu. In vielen Hochschulstädten - vor allem im Süden, im Rhein-Main-Gebiet, aber auch in Teilen von Nordrhein-Westfalen und Hamburg - ist die Wohnungsmarktsituation für Studierende prekär. Staatlich geförderte Wohnheimplätze sind ebenso wie bezahlbare Wohnungen absolute Mangelware. Die Studentenwerke in München und Marburg richten beispielsweise zu jedem neuen Semesterbeginn eine begrenzte Anzahl an Notunterkünften ein, um Notschläfern wenigstens vorübergehen eine warme Bleibe zu bieten. Noch immer haben private Vermieter Vorbehalte gegenüber Studenten als Mietern. Mit schlimmen Folgen für die Studierenden: Denn der Erfolg bei der Wohnungssuche entscheidet oft darüber, ob man das Studium fortsetzt oder abbricht.
Auf dem Land günstig wohnen
Tanja gehört zu den Studenten, die es aufgrund der horrenden Mieten aufs Land verschlagen hat. "In Hamburg sind die erschwinglichen Wohnungen oft in einem desolaten Zustand. Hier auf dem Land haben die Wohnungen eine bessere Qualität und sind viel günstiger", resümiert sie. Zusammen mit ihrem Ehemann wohnt sie in einer Drei-Zimmer-Wohnung und zahlt für 85 Quadratmeter eine Kaltmiete von 490 Euro. Für eine gleichwertige Wohnung würde sie in Hamburg durchschnittlich 12 Euro pro Quadratmeter zahlen und käme auf eine Kaltmiete von über 1000 Euro.

Der Rückweg ist ebenso stressig. Weil ihre Veranstaltungen bis zum späten Nachmittag andauern, kommt sie erst abends im Dunkeln heim. Aufgrund der ungünstigen Fahrtzeiten verpasst die Studentin grundsätzlich 20 Minuten ihrer letzten Veranstaltung. Denn die Züge zurück nach Ratzeburg fahren nur einmal pro Stunde. "Aber mein Pendeln hat auch durchaus Vorteile", sagt Tanja nachdenklich, "Ich erledige die Vor- und Nachbereitung meiner Veranstaltungen unterwegs und habe zu Hause dann Freizeit." Und davon braucht sie jede Menge. Die Studentin arbeitet nebenbei in einem Pflegedienst und ist zusätzlich ehrenamtlich für die evangelische Jugend tätig.
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[Martin Ludwig]
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