Die abstrakt klingenden 20 Prozent bedeuten in der Praxis im Schnitt einen Unterschied von 4,44 Euro brutto pro Stunde. Männer verdienten 2019 durchschnittlich 22,16 Euro in einer Stunde, Frauen 17,72 Euro. Wie kann das sein? Bekommen männliche und weibliche Kollegen, die die gleiche Tätigkeit ausführen, am Ende des Monats tatsächlich unterschiedliche Gehaltschecks? Die Antwort ist ja. Bei vergleichbarer Tätigkeit und ähnlichen Qualifikationen verdienten Frauen im Jahr 2014 sechs Prozent weniger als Männner. Da diese Studie umfassendere Daten benötigt und, auf lange Sicht betrachtet, genauere Ergebnisse liefert, wird der bereinigte Gender Pay Gap nur alle vier Jahre veröffentlicht. Der unbreinigte Gender Pay Gap dagegen jedes Jahr. Er umfasst neben dem direkten Vergleich im einzelnen Beruf auch eine strukturelle Analyse der Gesamtbevölkerung.
Somit setzen sich die restlichen 14 Prozent des Verdienstunterschiedes daraus zusammen, dass Frauen häufiger als Männer in Berufen arbeiten, die unterdurchschnittlich bezahlt werden. Das betrifft zum Beispiel die Kinderbetreuung. Hier waren laut Statista im Jahr 2019 nur 44000 Männer tätig. Das entspricht etwa sechs Prozent. Das Einstiegsgehalt für Erzieher und Erzieherinnen liegt bei 2578 Euro im Monat. Außerdem erreichen Frauen seltener Führungspositionen. Durch die Betreuung ihrer eigenen Kinder arbeitet, statistisch gesehen, fast jede zweite Frau in Teilzeit oder einem Minijob. Bei Männern liegt der Anteil nur bei neun Prozent. Das bedeutet für die Frauen, die kleine Kinder oder zum Beispiel pflegebedürftige Eltern haben, dass sie langfristig mit deutlichen Einbußen leben müssen. Neben der Erziehung des Nachwuchses sind persönliche und familiäre Verpflichtungen der Hauptgrund für Frauen zwischen 20 und 64 Jahren, nicht in einer Vollzeitstelle zu arbeiten.
Der Gender Pay Gap ist in Westdeutschland fast dreimal so hoch wie in Ostdeutschland. In Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen liegt der Verdienstunterschied von Männern und Frauen seit 2016 bei sieben Prozent. In den westlichen Bundesländern erreicht er mit 20 Prozent einen Tiefpunkt seit Beginn der Veröffentlichung 2006.
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