"Gruppenarbeiten waren Lichtblicke"
Paulina studiert Kulturwissenschaften an der Leuphana Universität Lüneburg. Ihr erstes Semester beschreibt sie als "Achterbahn der Gefühle auf vielen Ebenen". Zu ihrem Auszug bei den Eltern kamen Neugier auf die Inhalte ihres Studienganges und die unerwartete Situation der Onlinelehre. Diese hat für die 21-Jährige aber gut funktioniert: "Von Seiten der Uni habe ich mich bezüglich der Onlinelehre immer gut betreut gefühlt. Das einzige Problem war teilweise die Internetverbindung. In meinem Wohnhaus leben viele Studierende, da ist das Internet manchmal überlastet." Auch ihre ersten Klausuren schrieb Paulina ausschließlich von zuhause aus. Darüber sagt sie: "Ein besonderer Moment war auf jeden Fall die erste Klausur. Ich wusste, dass jetzt alle Erstis diese Klausur mit mir bestreiten und zuhause vor den Bildschirmen sitzen." Auch wenn die Lehre gut funktionierte, vermisst Paulina die Dinge, die das Uni-Leben sonst auch ausmachen wie volle Hörsäle, Nachmittage in der Bib und gemeinsame Abende auf der Mensawiese.
Außerdem war es für sie nicht ganz leicht, online Kommilitonen und Kommilitoninnen kennen zu lernen, obwohl es durch Gruppen und Angebote die Möglichkeit gab. "Mich hat das Online-Format da abgeschreckt. Meine Zoom-Belastung war am Ende des Tages immer ausgeschöpft und ich war um jede Minute froh, welche ich nicht vor einem Bildschirm verbringen musste." Der persönliche Austausch mit anderen Erstis fehlte Paulina besonders. Allerdings stellten Gruppenarbeiten in verschiedenen Seminaren für sie Lichtblicke dar, "denn neben den Unisachen konnte man sich in diesem Format gut mit anderen austauschen." Paulina hofft, dass sie weiterhin gut mit der Online-Lehre zurechtkommt und eventuell durch hybride Formate im nächsten Semester noch mehr Menschen kennenlernt.
"Ich kenne es ja nicht anders"
Auch Marie ist froh, dass sie trotz der Corona-Pandemie Studentin geworden ist: "Ich würde immer wieder die gleiche Entscheidung treffen, denn das Leben geht weiter und ich hätte keine Lust, nichts zu machen. Ich habe mein Traumstudium gefunden und bin froh, angefangen zu haben. Niemand weiß, wann man wieder 'normal' studieren kann, also warum Zeit vergeuden?" An ihrer Uni, der AMD Akademie Mode & Design, hat die Onlinelehre gut funktioniert und die Dozierenden gaben sich viel Mühe, den Erstis ein möglichst schönes Semester zu ermöglichen. "Dadurch, dass unsere erste Woche in Präsenz stattgefunden hat, kannte ich meine Kommilitoninnen und Kommilitonen schon. So waren gemeinsame Arbeiten über Zoom einfacher." Besonders eine Dozentin setzte sich in den Augen der 20-Jährigen besonders dafür ein, dass die Studierenden auch online so viel Stoff wie möglich mitbekommen. Marie hat nicht das Gefühl, weniger gelernt zu haben, als wenn die Lehre auf dem Campus stattgefunden hätte. Sie sagt: "Dadurch, dass ich es nicht anders kenne, als nur online Vorlesungen und Seminare zu haben, habe ich nicht wirklich etwas vermisst. Aber natürlich wäre es schön, sich auch mehr in Präsenz austauschen zu können." Für ihr nächstes Semester wünscht Marie sich mehr Lehre auf dem Campus und dass auch Ausflüge wieder möglich werden.
Die Vorteile der Onlinelehre
Wegen der Zeitverschiebung um sechs Uhr für die Klausur aufstehen und danach zum Surfen an den Strand gehen: So beschreibt Ben den unvergesslichsten Moment aus seinem ersten Semester. "Ich glaube, viele haben die Möglichkeiten, die das Online-Studium ermöglicht, nicht genutzt. Natürlich kann man das nicht pauschalisieren, da es wegen Corona ja auch viele Freiheitseinschränkungen und ethische Fragen gab, ob jetzt wirklich die Zeit zum Reisen ist", meint der Hamburger. Ben verbrachte den Großteil des Winters in Portugal. Er beschreibt den Anfang seines BWL-Studiums als nahezu perfekt, weil er nicht ortsgebunden war und daher viel Zeit mit seiner schwedischen Freundin verbringen konnte. Dabei mussten stets Reisebeschränkungen und Vorgaben eingehalten werden.
Außerdem gefiel es Ben, seinen Stundenplan stark an sein Leben anzupassen. "Ich konnte praktisch jede Woche zu verschiedenen Zeiten die Vorlesungen schauen." Zur Onlinelehre denkt der 21-Jährige, dass es stark von der Dozentin oder dem Dozenten abhängt, wie leicht es fällt, sich zu konzentrieren: "Die asynchronen Vorlesungen waren langweilig und haben die Motivation eher genommen. Anderen Professoren kann man allerdings nur danken, wie viel Arbeit und Mühe sie in dieses Semester gesteckt haben. Da war man motiviert und hat viel gelernt." Als schwierig beschreibt er auch die Kommunikation mit Kommilitoninnen und Kommilitonen, die er noch nie getroffen hat, zum Beispiel zu Klausurvorbereitungen. Ben ist sich aber auch sicher, dass Studierende, die nicht die nötige technische Ausrüstung hatten, um das Semester unter Coronabedingungen zu meistern, noch ganz anderen Problemen als er gegenüber standen.
CoronaStudienbeginnErstes SemesterOnlinelehreOnlineuniOnline StudiumWintersemester 20/21Studienbeginn während CoronaStudium ErfahrungenErfahrungsberichte Onlineuni